Sie sind hier: Startseite » Tierisches

Flori aus Rumänien

Dem Tode knapp entkommen

Rettung in letzter Minute
Rettung in letzter Minute

Im Mai 2019 war Frau Diehl mit einer Freundin wieder mal in Sachen-Tierschutz unterwegs in Rumänien. Auf einer Straße in oder um Târgu Jiu [ˈtɨrgu ˈʒiu] sahen sie einen Mann, der hatte zwei Welpen in Mülltüten unterm Arm. Sofort sprangen sie aus dem Auto und nahmen dem Mann die Welpen weg. Was er mit den Welpen vorhatte, konnten die Freundinnen nur erahnen. Es war aber sicher nichts Gutes. Wikipedia: Târgu Jiu liegt als Hauptstadt des Kreises Gorj am Fluss Jiu (Schil) im Vorland der Südkarpaten und hat rund 80.000 Einwohner. Bis zu den Karpaten und der Donau ist es nicht weit. In dieser gottverlassenen Gegend wären sie Welpen entweder verhungert oder den Wölfen zum Opfer gefallen.
Die Freundinnen brachten die Welpen zu einem Mann, der in Deutschland gearbeitet hat und ein großes Grundstück besitzt. Hier konnten sie erst mal bleiben, bis die Welpen nach Deutschland ausreisen durften. Es vergingen viele Monate, denn Corona hat auch den Tierschützern alle Reise-Pläne durcheinander gewirbelt.
Frau Diehl übereignete später die beiden Hündinnen an das Tierheim Neuburg. Der Verein sollte für die Mädchen ein gutes Zuhause finden.

Flori und ihr Schwesterchen Mausi

Flori - Liebe ist stärker als Angst.

Joghurtbecher auslecken - mhhh
Joghurtbecher auslecken - mhhh

Fina und Haidi sind ein ungleiches Paar. Sie mögen sich, aber zusammen richtig spielen ist unmöglich. Fina - stark, laut und gewaltig, Haidi klein und zart. Es gab ernsthafte Verletzungen an Haidis Auge und sie verlor einen Zahn durch Finas Pfotenhieb. Ja, der Zahn war schon etwas wackelig, auf diese Weise sollte sie ihn trotzdem nicht verlieren.

Fina brauchte eine Spielkameradin. Eine die ihr gewachsen ist. Nicht so groß, aber mindestens so schnell. Tagelang trieb ich mich im Netz herum, schaute auf diverse Plattformen, schrieb e-mails und telefonierte mit vielen Leuten. Der Gedanke an einen Pflegehund wurde schnell verworfen. Die Bedingungen passten mir nicht.
Was, wenn der Hund nicht zu uns und den Beiden passte? Zurück geben? Pro und Kontra Pflegestelle

Die Tierheime hätte ich nur eingeschränkt besuchen können, manche waren für den Besucherverkehr gesperrt. Fast hätte ich aufgegeben, da entdeckte ich das Tierheim Neuburg-Schrobenhausen.

Die Tiere wurden/werden auf der HP nur mit Bild, ohne Beschreibung vorgestellt. Eine kleine Hündin schaute mir direkt ins Herz. Als gründlicher Mensch recherchierte ich natürlich über das Tierheim, las verschiedene Zeitungsberichte, schaute Filme an. Als ich sicher war, dass ich diesen Tierfreunden vertrauen konnte, fasst ich mir am 29.3. 2021 ein Herz und erkundigte mich nach einigen Tieren. Von denen die ich in Betracht gezogen hatte, blieb nur Florica übrig. Die Hündin mit den traurigen Augen.

Es war ein gutes informatives Gespräch mit Frau Ü. Sie berichtete, dass Florica ein ganz scheuer angstbesetzter Hund sei. Ich wollte sie mir trotzdem anschauen, denn Fina war ja auch ein Angstbündel. Einige Tage später rief Frau Ü. an und fragte, ob ich kommen könne um Florica zu sehen. Nein, es passte gar nicht. Frau Ü. wollte in Urlaub fahren und wir vereinbarten einen neuen Termin. Es gab wohl noch einige andere Interessenten und so sollte ich sicherheitshalber vor dem Besuch noch einmal anrufen.
Täglich nahm ich mit Flori gedanklich Kontakt auf. Ich fragte sie , ob sie zu uns kommen wollte und wie es ihr geht. Wer sich bereits mit Tierkommunikation beschäftigt hat, kann mein Vorgehen nachvollziehen. Irgendwie bekam ich auch eine Antwort.
Ich habe Angst.
Ich war mir sicher, dass die Worte von ihr kamen. Keine Zweifel. Der Satz stand einfach im Raum.

Am 6.4. erkundigte ich mich nochmals nach Florica und ob ich sie am 10.4. besuchen könnte. Die Dame des Tierheims wollte mich mit dem Chef verbinden, aber er telefonierte gerade. Sie meinte, er rufe gleich zurück. Ich gab ihr nochmals meine Telefonnummer. Der Tierheimchef rief aber nicht zurück. Nach mehr als einer Stunde - ich kannte die Telnr inzwischen auswendig - sagte er zu mir: Entschuldigung, den Zettel mit der Telnr hat der Hund gefressen. Ich dachte, er wollte mich veräppeln, aber nein, vom Zettel fehlte ein Stück und somit die letzten beiden Ziffern. Meinen Terminwunsch hat er bestätigt. "Aber rufen Sie am Samstag gleich um 8 Uhr früh nochmals an". Den Transportbehälter sollte ich mitbringen um Florica daran zu gewöhnen. Die Woche zog sich endlos hin und jeden Tag "sprach" ich mit Florica. "Am Samstag hole ich dich ab". Ich war mir so sicher, dass ich sie mitnehmen würde. Am Samstag rief ich wegen des Termins schon vor 8 Uhr im Tierheim an. Haidi durfte mitfahren. Fina wollte ich den Stress nicht zumuten. Der Transportkäfig nahm auch schon den größten Teil des Kofferraums ein. Zusätzlich stand ein großer Karton mit Bettwäsche für das Tierheim daneben. Das Navi führte uns ohne Umwege bis ins Tierheim. Um die Schönheit der Stadt Neuburg zu bewundern blieb uns keine Zeit.
Frau Ü. erwartete uns schon, obwohl sie sich noch im Urlaub befand.

Kleiner Angsthase - Zuhause gesucht

Florica - genannt Flori
am 10.4. 21 übernommen vom Tierheim Neuburg Schrobenhausen

Ein holpriger Start ins neue Leben

Der Parkplatz vor dem Tierheim war gut besetzt. Automatische Tore öffnen nach dem Klingeln. Ich stellte die Bettwäsche am 1. Gebäude ab. Hundegebell empfing uns. Auf einem riesigen Gelände standen vereinzelt große Zwinger. Einige Hunde bewegten sich frei über das Gelände und andere sprangen wie toll an den Zwingergittern hoch. Frau Ü. holte uns hinter der nächsten Tür ab und führte uns zu einem weiteren Gebäude. Auf der kleinen Terrasse wartete Flori zusammen mit Fau Ü.s liebem Hund. Wir wurden von Flori bei unserer 1. Begegnung weder angekurrt, noch angebellt. Flori beschnuffelte unsere Hände und nahm vorsichtig ein Leckerchen. Frau Ü. war ziemlich überrascht.
eine solche Reaktion hatte sie nicht erwartet.
Wir unterhielten uns sehr nett. Nach etwa 1 Stunde unterzeichnete ich den Abgabevertrag und Flori machte es sich ohne Umstände im Transportkorb bequem. Niemand hatte Bedenken, Flori mit uns zusammen gehen zu lassen. Es war ein gutes Gefühl. Haidi hatte sich sehr zurückhaltend gezeigt. Sie versuchte erst gar nicht mit Flori oder dem anderen Hund Kontakt aufzunehmen. Es fehlten andererseits auch jegliche Aggressionsanzeichen. Haidi stand einfach über den Dingen. Abwartend, so wie es ihre Natur ist.

Die Fahrt nach Hause verlief problem-und geräuschlos.
Ich wollte Flori zusammen mit dem Transportkäfig über die Terrasse ins Haus bringen, aber Floris "neuer Papa" meinte, er würde mit Flori lieber zur Haustüre reingehen.
Ich hatte Bedenken, lies es aber zu. Es kam wie es kommen musste. Fina tobte in der Wohnung herum und dabei donnerte etwas von innen an der Wohnungstür. Mein Herz blieb fast stehen und "Papa" starrte plötzlich mit einem nicht sehr inteligentem Gesichtsaudruck auf seine Hand. Wo war Flori? Sie hatte sich aus dem Sicherheitsgeschirr gewunden. Der umgestürzte Gegenstand blockierte die Wohnungstür, sie lies sich nur einen Spalt öffnen. Flori schlüpfte hinein und versteckte sich im Nähzimmer. (Gleich links hinter der Wohnungstür) Verschnaufpause, Zeit zum Nachdenken. Ich stellte den Transportkäfig ins Nahzimmer und Flori schlief erschöpft darin ein. Die Tür lies ich offen.
In den Garten habe ich sie nicht gelassen ohne Geschirr und Leine, zu groß war meine Angst um Flori.

Der Chef, tierlieber Macher und Respektsperson

Den Tierheimchef lernte ich auch kennen. Er lud mich ein, sein neues Projekt in Ingolstadt zu besichtigen.
Neues Projekt Ingolstadt - gekürzter Bericht aus der ingolstadt-today.de Am Adlmannsberg entsteht eine Auffangstelle für Tiere - gegen den Widerstand der Nachbar
Mitten in der grünen Idylle am Stadtrand soll schon bald ein Hundehospitz entstehen, lahme und kranke Stadttauben gepflegt werden und in einer Außenvoliere ihrem Lebensabend entgegenblicken, Igel gepäppelt und überwintert werden, verletzte Fledermäuse Flugstunden bekommen und viele weitere große und kleine Tiere, die bisher weniger Glück im Leben hatten, ein Zuhause finden.
Damit das passieren kann, hat das Tierheim Neuburg den Pflichtteil an die Erben ausbezahlt und die Pflegekosten der toten Erblasserin beglichen. Fast noch einmal so viel Geld wird in den Umbau der 60er-Jahre-Villa gesteckt, bis dort nicht nur die Tiere, sondern auch zwei Pfleger mit ihren Familien einziehen können und vielleicht sogar ein Café eröffnet, in dem Ausflügler in der grünen Idylle ihren Sonntagskaffee genießen und dabei ein paar alte Hunde streicheln können. Denn Schmidts Ideen reichen weiter, als dass er nur eine Auffangstation für Tiere schaffen möchte. Stattdessen träumt er von einem Ort, an dem auch die Menschen Kraft schöpfen können. Kinder, Alte, Asylanten – einfach jeder. Ein Ort der Begegnung eben.

In Sorge um Flori

Sonntag
Ich wusste vorher was mich am Sonntag erwartete, also ruhig Blut. Flori hatte in der Nacht stressbedingten Durchfall. Und ein großes Bächlein hat sie auch gemacht.
Kein Problem bei einem pflegeleichten Boden. Mit großem Appetit frass sie ihre Futterration. Gegen Mittag stellte ich den Transportkäfig an der Terrassentür ab. Die kleine Maus musste doch mal ihr Geschäft machen. bis 2m vor den Käfig traute sie sich. Versuche ihr das Geschirr anzulegen scheiterten. Fina pöbelte. "Was will DIE hier? Ist mein Haus, mein Garten, meine Familie. Ich mag keine Asylanten. !" Auf den Spaziergängen ist Fina der liebste friedlichste Hund der Welt. In der Situation mit Flori war Fina total überfordert. Ich verstand ihre Art als Unsicherheit.

Am Nachmittag war Flori endlich im Garten, sie kam aber nicht mehr ins Haus. Ich fand sie im kleinen unbenutzten Gartenhaus auf einer Polsterliege. Fina hatte sie wohl mit ihrem lauten Gebelle erschreckt. Das Gartenhaus wurde in den 80er Jahren als Gästeübernachtung gebaut. Schön isoliert mit Fenster und Gardinen. Nur die Tür hat ein unfähiger Gartenhelfer aus den Angeln gerissen. Mit viel Kraft aber nix im Kopf. Am Abend war Flori immer noch micht im Haus, ich wollte keinen Druck auf sie ausüben. Ihre Abendmahlzeit fraß sie ganz auf. Die Nacht sollte frostfrei bleiben. Ich isolierte den Transportkäfig mit schafwolldecken und verschloss die Türöffnung bis auf einen Spalt.
Nachts streunen manchmal Katzen durch den Garten. Flori sollte sich nicht erschrecken. Die Terrassentür lies ich offen.

Montag
Flori war nicht ins Haus gekommen, ich machte mir Sorgen um ihre Gesundheit. Es war kälter geworden, Regen war angekündigt. Ich ging jede Stunde zu Flori in das Häuschen, setzte mich 15 Min zu ihr und redete stumm mit ihr. Zaghaft beschnüffelte sie meine Hände. Ich war fast erfroren - wie musste es Flori gehen? Sicherlich, alle Straßenhunde müssen Hitze und Kälte ertragen, sie könnte doch jetzt die behagliche Wärme im Haus genießen. Am Nachmittag bat ich meinen Partner um Hilfe, wir mussten es schaffen, Flori ins Haus zu bringen. Irgendwie haben wir es geschafft, sie mithilfe einer Decke in den Transportkäfig zu schieben. Natürlich hat sie geknurrt und gemeckert.
Sie hätte uns beissen können, aber sie tat es nicht. Am Ende des Tages fühlte ich mich wie ein Eisklotz, ich schlief mit einer Wärmflasche und Haidi an meiner Seite beruhigt ein.

Dienstag
Ich beseitigte Floris nächtliches Geschäft und stellte den Transportkorb ins Wohnzimmer an die Terrassentür. Ich hörte Flori im Zimmer kramen. Es war so rührend. Sie hatte sich eine Puppe aus dem Regal genommen. Diese Puppen dienen mir als Modell. Ich lies sie ihr. Fina war immer noch ungehalten und knurrte wenn Flori ins Wohnzimmer (Terrassenzimmer) kam. Ich hatte mich wärmer angezogen als am Vortag, nochmals wollte ich nicht dermaßen frieren. Ich verrammelte die Türöffnung und sicherte alles, was als Schlupfloch dienen könnte. Am Nachmittag traute sich Flori endlich in den Garten, nachdem ich Fina in der Küche verbannt hatte.

Das Eis ist geschmolzen

Das Blatt wendet sich

Mittwoch
Kein nächtliches Geschäft zu beseitigen. Flori kommt in die Küche, Fina grummelt nur noch leise und Haidi geht langsam auf Flori zu. Beidseitiges Schwanzwedeln.
Könnte es sein, dass Haidi klüger ist als ich? Ihre Unnahbarkeit war ein folgerichtiges Verhalten. Sie hat Flori Zeit gegeben anzukommen. Nun gut, Haidi plagten auch keine rationalen Gedanken wegen der möglichen nächtlichen Kältefolgen. Ich bin froh. Im Laufe des Tages geht Flori alleine raus und kommt auch wieder alleine rein.
Ich räume den Tanspportkäfig weg. Sie braucht ihn nicht mehr. Irgendwann am späten Nachmittag kommt sie ins Wohnzimmer und setzt sich neben das Sofa.
Abends möchte sie in meinem Bett schafen, ich verweise sie auf ihre Decke im Nähzimmer.

nur Unsinn im Kopf

Flori ist angekommen

Nie im Leben hätte ich gedacht, dass Flori so schnell so zutraulich wird. Fina ist ganz aus den Häuschen, sie möchte immerzu mit Flori spielen und Haidi als erwachsener Hund maßregelt die Beiden, wenn sie zu wild sind.Manchmal habe ich Angst, dass das Sofa umkippt. Es gibt keinen Futterneid, kein Gegrummel oder Gezanke, alle sind nur einfach glücklich. 3 Hunde in der Wohnung - und es ist phasenweise ganz ruhig. Ich muss aufpassen, dass Haidi sich nicht vernachlässigt fühlt. Schliesslich ist sie die Älteste, wenn auch die Kleinste. Es ist an der Zeit, Flori an das neue Sicherheitsgeschirr zu gewöhnen und an andere Menschen. Eine Freundin wird mir helfen, denn 3 Hunde an der Leine, das schaffe ich nicht.

21.04.2021
Flori genießt die Sicherheit des Gartens und fürchtet sich immer noch vor der Welt da draußen. Sie "arbeitet" mit mir im Garten, zusammen mit Fina. Meine Freundin Angelika hat auch im Garten geholfen das Laub vom letzten Jahr zu beseitigen. Flori war ganz lieb und nahm Leckerchen. Kein Gebelle, kein Geknurre.
Flori macht allerdings keine Anstalten mit auf die Straße zu gehen. Sie stemmt sich an der Haustür wie ein kleiner sturer Esel auf die Hinterbeine. Am Wochenende gehen wir alle zusammen durch die Gartentür direkt zum Auto. Vielleicht geht das besser.

02.05.2021
Die kleine Haselmaus hat sich eingelebt. Alle sind glücklich, am glücklichsten bin ich.
Flori ist ein ganz anhänglicher Hund und sie lernt schnell. Hund kann sogar im dunklen Garten abends noch ein Bächlein machen. Aber dann schnell wieder rein kommen. Es könnte sich vielleicht doch ein Monster hinter dem Busch verstecken! Flori erinnert mich so sehr an Finas erste Zeit bei uns. Sobald ich abends die Lichter lösche, den PC runter fahre und den Fernseher ausschalte, springt sie wie ein Blitz vom Sofa. Na? Wer ist wohl als Erste im Bett und legt sich mitten auf mein Kopfkissen?



Wasserratte Flori

In 9 Wochen vom Entlein zum Schwan.
In 9 Wochen vom Entlein zum Schwan. Jeder Tag brachte eine kleine Veränderung. Manchmal nur winzige Fortschritte, dann wieder ein ganzer Sprung nach vorne. Es ist eine Freude für mich, diese Verwandlung des kleinen Angsthasen zu sehen.

Sicherer Platz unter dem Schreibtisch